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Die Kopfzwerge


Sprudli                                                  IZ = freies Kind-Ich
Sprudli ist ein kleiner, freier Zwerg, der nach dem Lustprinzip funktioniert. Sprudli irritiert, lebt in der eigenen Welt und bewegt sich hemmungslos.

Quengeli                                               IZ = rebellisches Kind-Ich
Quengeli kommt in der Geschichte als Reaktion auf den Druck, der Nörgeli (kEL) dem Mädchen auferlegt zum Vorschein. Er rebelliert gegen jede Vorschrift und zeigt dies auch in seiner Körperhaltung deutlich.

Süferli                                                   IZ = angepasstes Kind-Ich
Süferli ist das angepasste, unsichere und scheue Kind. Süferli traut sich kaum etwas zu sagen und würde sich am liebsten verstecken. Süferli überlegt ganz genau, was die anderen von ihm verlangen, auch wenn sie es manchmal gar nicht tun.
 
Nörgeli                                                  IZ = kritisches Eltern-Ich
Nörgeli kennt die Regeln und er hält sich daran. Er kann verletzend sein und unproduktiv. Durch das normative Verhalten provoziert er das rebellische und das angepasste Kind. In der Geschichte hört Lea am Ende doch auf ihn, weil er auch gute und schützende Anteile hat.

Nettinchen                                             IZ = fürsorgliches Eltern-Ich
Nettinchen ist in Leas Kopf die Nachbarin von Nörgeli. Sie möchte Lea schützen, behüten und Liebe geben. Am liebsten würde sie für Lea das Problem gleich selber lösen.

Frau Professor Schlaumeier                IZ = Erwachsenen-Ich (Der kleine Professor)
Dieser Zwerg stellt die Fragen und kontrolliert die Antworten der Zwerge. Frau Professor Schlaumeier ist die strukturierende Energie, genau so, wie Lea am Ende die Fragen abwiegt, für sich strukturiert und sich dann entscheidet. Schlaue Antworten von kleinen Kindern deuten auf das Erwachsenen-Ich hin. Das kindliche Erwachsenen-Ich wird auch der kleine Professor genannt - deshalb auch der Name: Frau Professor Schlaumeier.


Theoretischer Hintergrund

Wenn wir uns entscheiden müssen, geschieht das oft nicht einfach so. Wir wägen das Für und Wider eines Entscheides ab. Unseren Entscheidungen gehen normalerweise innere Dialoge voraus. Und weil wir uns jeden Tag sehr oft entscheiden müssen, sind die inneren Dialoge unsere ständigen Begleiter. Es sind unsere Ich-Zustände (IZ), die miteinander in Verbindung treten und aushandeln (angepasstes Kind-Ich, freies Kind-Ich, rebellisches Kind-Ich, Erwachsenen-Ich, fürsorgliches Eltern-Ich, kritisches Eltern-Ich). Je nach Lebensgeschichte geben wir einzelnen IZ einen grösseren Stellenwert als anderen.

Wenn wir uns unserer Stimmen bewusst sind, können wir sie gezielt zum Problem lösen einsetzen. Wie das funktionieren kann, zeigen uns Leas Kopfzwerge.

Am Ende des Buches ist eine Liste mit Fragen abgedruckt, die helfen können, ein Problem zu lösen und Klarheit über die verschiedenen Stimmen zu erhalten. Die Liste basiert unter anderem auf den Fragen, die Manfred Gührs und Claus Nowak im Buch «Das konstruktive Gespräch» für die Anleitung zur Selbstsupervision verwenden. Die ausführliche theoretische Hintergrundarbeit kann unter kontakt@kopfzwerge.ch bezogen werden.

Die verschiedenen Zwerge oder Ich-Zustände stehen auch in einer Beziehung zueinander. Wenn wir aus einem Zwerg heraus jemanden ansprechen, gibt es beim Gegenüber Zwerge, die lieber und schneller reagieren als andere. Diese Erkenntnis kann uns helfen, in verfahrenen Situationen einen konstruktiven Ausgang zu finden.


Rezension aus der "Zeitschrift für Transaktionsanalyse"

Corinne Germanier Biedermann:

Lea und die Kopfzwerge.
Wie ich auf meine inneren Stimmen hören kann.
Eigenverlag 2012. http://www.kopfzwerge.ch
Petra Reeg-Herget
zta 2/2014 135   136 zta 2/2014

Das Buch „Lea und die Kopfzwerge“ hat mich aus mehreren Gründen gleich angesprochen. Der kreative Buchtitel weckt sofort meine Neugierde; er erinnert mich vom Titel her ein wenig an „Kopfbewohner“. Als ich das Buch dann in den Händen halte, begeistert mich sogleich der farbenfrohe und kreative Einband, auf dem sechs Zwerge zu sehen sind. Schon allein dies ist ein erstes Plus für dieses so ansprechend bebilderte Buch.

Die Autorin Corinne Germanier lebt in der Schweiz. Sie ist Sekundarlehrerin und hat Ende 2011 die dreijährige TA-Grundausbildung im Bereich Pädagogik abgeschlossen. Im Rahmen der Abschlussarbeit dieser Ausbildung ist das Buch entstanden. Inhaltlich basiert es auf der Theorie der Ichzustände, einem bedeutsamen Basiskonzept der Transaktionsanalyse. Der Untertitel des Buches, „Wie ich auf meine inneren Stimmen hören kann“, verrät, um was es in dem Buch geht. Auf kreative Weise wird in farbenfrohen Bildern der innere Dialog dargestellt.

In der von Corinne Germanier beschriebenen Geschichte spielt ein Mädchen namens Lea die Hauptrolle. Lea sitzt im Garten in ihrem Piraten-Baumhaus und hat ein Problem: Ihr ist langweilig, keiner ist da, der mit ihr spielen könnte. Und daher ist sie auch etwas traurig. Kindern kommt diese Situation bekannt vor, daher können sie sich gut mit Lea identifizieren. Und plötzlich erscheinen nacheinander sechs kleine Zwerge, in menschlicher Gestalt auf Leas Schulter. Sie wohnen in ihrem Kopf und beschäftigen sich einer nach dem anderen mit Leas Problem. Zuerst erscheint eine etwas rundliche, freundlich-einfühlsame Zwergenfrau namens Nettinchen. Der Name deutet schon an, um welchen Ichzustand es sich hier handelt. Nettinchen verkörpert das fürsorgliche Eltern-ich und möchte Lea schützen, behüten, ihr Liebe geben. Am liebsten würde sie Leas Problem gleich selbst lösen. Hier weist Corinne Germanier behutsam darauf hin, dass es auch ein Zuviel des Guten geben kann (ein überbehütendes, überfürsorgliches Eltern-ich). „Blödes Geschwätz! Was die Alte da von sich gibt. Nicht zu glauben!“ Diese Stimme gehört Nörgeli. Der knorrige Zwerg mit der blauen Zipfelmütze ist das kritische Eltern-ich. Aus seinen Dialogen mit Nettinchen und seinen Tipps für Lea höre ich die nörgeln- de Kritik heraus, aber ich kann auch einige konstruktiv-kritische Anmerkungen zu Leas Problem wahrnehmen. Ein dritter kleiner Zwerg namens Sprudeli schaut spitzbübisch hinter Nörgeli hervor. Wie der Name schon sagt, sprudelt die Lebendigkeit gerade so aus diesem Zwerg heraus. Er verkörpert das freie Kind. In den Worten der Autorin: „Sprudeli ist ein kleiner freier Zwerg, der nach dem Lustprinzip funktioniert.“
In den entstandenen Dialog mischt sich plötzlich noch ein Zwerg ein, Quengeli. Auch hier sagt der Name, welchen Ichzustand er verkörpert. Die Rebellion ist für Kinder deutlich an der Körperhaltung des Zwerges zu erkennen. Dann erscheint ganz zögerlich noch ein Zwerg auf Leas Schulter: Süferli ist unsicher, scheu, traut sich kaum etwas zu und verkörpert damit die Eigenschaften und Reaktionsweisen des angepassten Kindes.

Die fünf Zwerge reden aufeinander ein, es findet eine heftige Diskussion statt, die Lea verwirrt. Sie weiß nicht, auf wen sie hören soll. Da erscheint Frau Professor Schlaumeier. Sie hat eine Brille auf und sieht richtig weise aus, findet Lea. Sie symbolisiert den kleinen Professor, der im Strukturmodell der Ichzustände beheimatet ist. Für Kinder sehr nachvollziehbar beschrieben, aktiviert Frau Professor Schlaumeiner nun das Erwachsenen-ich. Sie fängt an zu sortieren und befragt jeden einzelnen Zwerg nach seinen/ihren Lösungsvorschlägen. Die Antworten der fünf Zwerge schreibt sie für Lea auf. Zum Schluss erhält Lea den Zettel mit den Antworten. Sie wägt ab, bildet sich eine eigene Meinung und hat eine Idee, wie sie ihr Problem lösen kann.

Der innere Dialog der Ichzustände wird mittels der „Kopfzwerge“ in diesem Bilderbuch für Kinder und Erwachsene sehr anschaulich, lebendig und kreativ beschrieben. Die bildhaft dargestellten Zwerge helfen, die einzelnen Stimmen in unserem Kopf zu erkennen, sie zu unterscheiden (Wer sagt was?), zu sortieren (Wie hilfreich ist die Antwort?) und letztendlich eine konstruktive Entscheidung zu treffen oder ein Problem zu lösen. Am Ende des Buches finden sich sechs Fragen, die künftig bei einer Problemlösung helfen können. Sie stimulieren das Erwachsenen-ich und regen an, über ein Verhalten oder ein Problem produktiv nachzudenken, anstatt in eine „Spielfalle“ zu geraten.

„Lea und die Kopfzwerge“ ist meines Erachtens ein wertvolles TA- Bilderbuch für alle Menschen, die mit Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter arbeiten – und es ist auch für Familien gut zum Lesen geeignet. Es unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und kann helfen, Skriptgedanken sowie entsprechendes Verhalten zu entschärfen. Ich selbst habe das Buch im Kindergarten mit einer Kleingruppe von sechs Kindern im Alter von 5–6 Jahren betrachtet. Die Kinder haben interessiert zugehört und sich vor allem an den farbenfrohen Bildern begeistert. Und am Ende der Buchbetrachtung ist spontan ein spannender Dialog zwischen den Kindern entstanden. Am Schluss wollten die Kinder die Zwerge gleich ausschneiden. Hierfür hat Corinne Germanier eigens eine Buchseite gestaltet. Ich danke Corinne Germanier, dass sie dieses Buch auf den Weg gebracht hat, und ich wünsche ihr und dem Buch viele interessierte kleine und große Leserinnen und Leser.  

Literatur:

Theorie der Transaktionsanalyse
Diese Bücher bilden auch den Hintergrund der Geschichte "Lea und die Kopfzwerge":

  • Claude Steiner: "Wie man Lebenspläne verändert"
  • Fanita English: "Transaktions Analyse - Gefühle und Ersatzgefühle in Beziehungen"
  • Elisabeth Kleinewiese: "All deine Ich"
  • Manfred Gührs und Claus Nowak: "Das konstruktive Gespräch"
  • Thomas Meier: "Anwendung der Transaktionsanalyse"

Weitere Empfehlungen:

  • Jürg Bolliger: "Sei stark" ein Roman